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Hitzeschlacht beim 100km del Passatore

Ich habe den Passatore heil überstanden und bin 2. Geworden. Ein toller Erfolg für mich. Nachdem die letzten 15 Kilometer mit krampfender Muskulatur so schlecht liefen (Schnitt von 4:47 Min./km auf den letzten 11,9km; im Vergleich: Sieger Zambelli lief 4:01 Min/km auf diesem Abschnitt), war ich im Ziel fast verwundert über die Zeit von 7:04:55h. Angesichts der, auch für den Passatore außergewöhnlich hohen Temperaturen und den 1300 Höhenmeter der Strecke eine beachtliche Zeit.

 

Zum Vergleich: 1991 fand auf selbiger Strecke die 100km-WM statt. Mit dieser Zeit wäre ich dort fünfter geworden. (http://www.iau-ultramarathon.org/ è Rankings)

 

Rennverlauf: Wir starteten bei 33 Grad im Schatten am Samstag um 15 Uhr in Florenz. Ich orientierte mich zu Beginn des Rennens an Giorgio Calcaterra, einem Weltklasseläufer, der seit 2006 hier immer gewonnen hat. (Calcaterra siegte beim Wings for Life Run 2016 mit 88 KM und 2017 lief er bei diesem Rennformat auf den 4. Platz (87 KM))

 

In einer vierköpfigen Gruppe liefen wir über den ersten Berg nach Borgo San Lorenzo, wo wir bei KM 31 immer noch 31 Grad hatten. Ab hier begann der Anstieg zur Passhöhe. 700 Höhenmeter ging es nun am Stück bergauf. Ich setzte mich mit Andrea Zambelli ab. Auf den letzten 3km vor dem Pass lief ich noch ca. 18 Sekunden auf Zambelli heraus, um die Extraprämie für die Bergwertung zu bekommen. Auf der Passhöhe jubelten uns hunderte von Zuschauer zu. Von nun an ging es zunächst 10km steil bergab und dann wellig hinab durch ein lang gezogenes Tal bis Faenza.

 

Nach ca. 4km bergablaufen schloss Zambelli wieder auf. Nun war es noch ein langer gemeinsamer Weg bis Faenza. Es war mir klar, es wird sich erst ganz am Ende entscheiden, wer die besseren Beine heute hat. Lange habe ich mich gut gefühlt, doch bei KM 80 entstand eine Lücke, die sich bis KM 85 auf 30 Sekunden beschränkte. Doch ab KM 85 bekam ich die Hitze des Tages, den damit verbunden Mineralienverlust und die vielen steilen Bergabpassagen zu spüren. Krämpfe in den Oberschenkeln und den Waden machten die letzten 15 KM zum „Höllenritt“. Jeder Kilometer war nun ein Kampf – auch über das aufgeben dachte ich nach. Der Abstand nach hinten zu Giorgio Calcaterra war bereits auf 25 Minuten angewachsen. Das beruhigte mich, denn meine Tempo wurde deutlich langsamer. Mit viel Kampfgeist schaffte ich es Faenza zu erreichen. Mich empfingen dort frenetisch jubelnde Zuschauer, die mich die letzten Kilometer bis zur Ziellinie pushten. So eine tolle Stimmung habe ich noch nie erlebt! Im Ziel wurde mir dann von der medizinischen Betreuung geholfen, um meine krampfenden Muskeln zu behandeln.

 

 

 

Berichte des Rennens:

 

1. Ergebnisse: https://www.endu.net/en/events/100km-del-passatore/results/2018/40675/48

 

è sehr detailliert mit Analyse der einzelnen Abschnitte.

 

2. Vom Veranstalter (italienisch): http://www.100kmdelpassatore.it/?p=8476

 

3. Italienische Zeitung: http://www.ansa.it/toscana/notizie/2018/05/27/zambelli-vince-100-km-del-passatore_259c7fcd-a504-4ab3-a887-7d8bd626c19f.html