Die Weltmeisterschaften haben seit 2022 ein neues Format. An vier Wettkampftagen werden die Disziplinen Vertical, Short Trail, Long Trail und Mountain Classic durchgeführt. Ich qualifizierte mich im Vorfeld für den Short Trail über 45 Kilometer mit 3.132 Höhenmeter bergauf und 2.719 Höhenmeter bergab. In der Startliste wimmelte es nur so von „großen Namen“ der Trailszene. Bei einem optimalen Rennen traute ich mir ein Platz in den Top 20 zu.
Die Strecke verlief von Zentrum in Innsbruck bis nach Neustift im Stubaital – aber natürlich nicht auf direktem Weg. Der erste Anstieg verlief in die Nordkette. Auf 5 Kilometern waren fast 700 Höhenmeter zu bewältigen. Der folgende Downhill ins Inntal nach Innsbruck-Kranebitten verlangte mir bereits viel ab. Der Trail war schmal, mit Wurzeln durchsetzt und das Tempo sehr schnell. Ich lief circa auf Platz 25. Nach der Verpflegung in Kranebitten durchquerten wir das Inntal bevor es wieder steil wurde. Am Fuße der Nockspitze stiegen wir allmählich ins alpine Terrain auf.
Wir liefen einen steilen Mountainbiketrail hinauf. Der Traillaufeuropameister Maximilian Drion (Belgien) lief lange an meiner Seite. Doch er konnte mein Tempo nicht mitgehen. Auch den WM-Vierten von 2022 Max King (USA) konnte ich hinter mir lassen. Bereits bei der Mutterer Alm bei Kilometer 22 hatte ich viele Plätze gut gemacht. Ich lief nun in den Top 15. Das beflügelte mich. Zudem fühlte ich mich noch halbwegs gut. Die Verpflegung klappte und „die Beine waren gut“. Im folgenden alpinen Terrain auf den schmalen Trails fühlte ich mich sehr wohl. Es ging weiterhin steil bergauf bis auf 2.100 Meter. Den CCC-Gewinner Petter Engdahl überholte ich im steilen Anstieg. Dann folgten 400 Höhenmeter anspruchsvoller Downhill im schottrigen Gelände. Höchst konzentriert lief ich ab. Die Läufer Frederic Tranchand (Frankreich) und Stephan Wenk (Schweiz) liefen in Reichweiter, bevor wir in einem schmalen Trail einbogen. Wenk lief mit Kristian Jones (Großbritannien) ca. 30 Sekunden vor mir. Ich duellierte mich mit Tranchand. Auf dem vier Kilometer langen Abschnitt versuchte ich mich von ihm abzusetzen und auf Wenk und Jones aufzulaufen. Tranchand ließ ich stehen, konnte aber an Wenk und Jones nicht rankommen. Bei Kilometer 31 begann der Aufstieg von der Schlickeralm zum Kreuzjoch. Auf vier Kilometern legten wir 400 Höhenmeter zurück. Der Anstieg ist technisch einfach. Ich lief an Wenk heran. Jones hingegen hatte sich bereits nach vorne abgesetzt. Kurz vor dem Kreuzjoch auf 2.100 Metern überholte ich den Schweizer. Auf dem Kreuzjoch standen unter den vielen Zuschauern auch meine Familie und mein Trainer. Die Verpflegung am Kreuzjoch klappte gut. Danach wurde es noch einmal steil. 300 Höhenmeter waren bis zum Sennjoch (2400 Meter) noch zu bewältigen. Ich konnte meinen Abstand zu Stephan Wenk ausbauen und lief damit auf Platz 9. Leider war Jones enteilt. Nun trennte mich nur noch der letzte Downhill von der Ziellinie – der hatte es allerdings in sich. Auf 6,5 Kilometern waren 1400 Höhenmeter auf einem schmalen Trail zu bewältigen. Im Vorfeld des Rennens war ich diesen Downhill abgelaufen. Hoch konzentriert setzte ich die Füße mit hoher Frequenz. Ich passierte die Starkenburger Hütte, wo mich den Bundetrainer Kurt König anfeuerte. Mein Rhythmus war gut. Circa 4 Kilometer vor dem Ziel lief allerdings Frederic Tranchand auf mich auf. Der Franzose ist als starker Downhiller bekannt. Ich machte ihm Platz, dass er mich passieren konnte, den gegen ihn war kein Kraut gewachsen im Downhill. Natürlich wollte ich alles dafür geben, dass kein weiterer Läufer von hinten auflief. Das geling mir – auf Platz 10 lief ich in Neustift als bester deutscher Läufer in einem hochkarätigen Feld über die Ziellinie.
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